Bericht - Im Renn- Porsche 993 GT2, neben Karl-Christian Lück und Edgar Dören in der “grünen Hölle”, der Nürburgring Nordschleife, während des offiziellen freien Trainings zum BF Goodrich Langstreckenpokals! / Photos: Joachim Weiss

Geht ja gut los - morgens um 8 Uhr wird von Eisregen in der Eifel berichtet...da können die Bremsen am Porsche ja noch so gut sein, wenn es später...! Keine 10 Minuten später meldet sich Joachim per SMS nur mit "Eisregen in der Eifel..."!!! Naja, ich denke Edgar Dören ist kein Selbstmörder und nachher scheint doch hoffentlich die Sonne...! Es ist 9 Uhr und so langsam setzt ein laues GefĂĽhl im Magen ein...! Oder habe ich nur Hunger? Ich gebe zu, ich habe schon jetzt langsam die Hosen...!Nach 12 Uhr geht es endlich auf Autobahn und ich rufe zig Leute während der Fahrt an...irgendwie kommt mir das selbst vor, wie Abschied nehmen! Vielleicht ist es aber auch nur Begeisterung!? Als ich endlich am Dorint-Hotel ankomme (nachdem ich die letzten Kilometer durch dichten Nebel fuhr) und den Veranstalter Herrn Stippler von Iverspeed treffe, mache ich mir schon ein wenig Sorgen, ob das Training ĂĽberhaupt stattfindet!?An der Bar angekommen flachsen wir alle ein bisschen rum und irgendwie sind alle Teilnehmer nervös! Kurz nachdem wir dann endlich an der Box angekommen sind und die blauen Porsche des Edgar Dören Motorsport-Teams begutachten und den bereits warmlaufenden Motoren zuhören, sollen wir auch schon gleich unsere feuerfesten Overalls anziehen. Der erste Schreck – nur ein grosser Anzug da – alle anderen sind eben Rennfahrer Grössen und keine Janssen-Grössen! Ich lasse Joachim den Vortritt (einer muss ja das Versuchskaninchen sein *gg) und vereinbare den späteren Tausch mit ihm.Irgendwie ist es bitter kalt, der Nebel wird dichter (was uns ja nicht gerade mutiger macht), aber im Overall ist es doch angenehm warm, wie mir Michael und Joachim berichten. Ich hoffte nur er schwitzt gleich nicht zu sehr und lässt auch sonst keine KörperflĂĽssigkeiten in den Overall...! *lol*Dann geht es schon los. Joachim wird als erster im Auto festgezurrt, kann nur noch Kopf und Arme bewegen und schaut recht freundlich aus dem Visier. Mal sehen, wie er schaut, wenn er zurĂĽckkommt! Der zweite Porsche des Teams wird auch bereitgestellt, so dass ein fliegender Wechsel erfolgen kann. Die Aufregung nimmt zu. Ich kann es jetzt fast nicht mehr erwarten. Mir kommen die Minuten endlos vor, bis Strietzel mit LĂĽck am Steuer in die Box zurĂĽckkommt und er grinst!!! Klasse er grinst, hat nicht gebrochen, der Anzug ist trocken...wunderbar! Seine ersten Worte sind glaube ich, dass die Fahrt mit Frank Stippler im Serien-Auto damals schlimmer war. Es wurde mir schon berichtet, dass man im Serien-Auto mit einem Profi am Steuer zwar weitaus langsamer ĂĽber die Piste fährt, aber da das Auto so sehr schaukelt und schwimmt, bekommt einem das halt nicht so gut!Endlich bin ich an der Reihe! Ich versuche irgendwie elegant in den Sitz zu gleiten, aber so schön, wie das in Le Mans aussieht, kann das nicht gewesen sein. Bei 1,90 Körpergrösse ist das aber bestimmt auch nicht so leicht. Ich versuche während ich angezurrt werde zweimal dem Edgar Dören Guten Tag zu sagen, aber er hört mich nicht und redet mit einem Techniker. Das Auto ist aber auch schon im Stand so was von laut...! Ist ja nichts mehr drin, ausser Amaturen, den Sitzen, den BelĂĽftungsschläuchen etc... Ich sitze zwar nicht bequem, da meine Beine viel zu lang sind und ich mir ein bisschen vorkomme wie ein Sardine in der Dose, aber egal. Als wir mit ziemlich schleifender Kupplung losfahren (ich denke in dem Moment, dass man das Auto hier als Laie bestimmt schon abwĂĽrgen wĂĽrde) tätschelt mir Edgar Dören noch in der Boxengasse die Knie, streckt den Daumen nach oben und fragt mich, ob das mein erstes Mal wäre! Ich sage ihm gerade noch ja, da beschleunigt er aus der Boxengasse, der Motor brĂĽllt seine typische Porsche Symphonie, ich werde in den Sitz gepresst und es geht mit was weiss ich wie viel Sachen in die Nebelbank der ersten Kurve. Ich kenne ja die Grand Prix Strecke, also kein Problem. Gleich danach die Kurzanbindung rechts ab (war aber ĂĽberraschend - darauf war ich nicht vorbereitet), den Rest bis hoch zum Veedol Z und dann links in die alte Nordschleife. Das Tempo ist irre, der Sound des Autos ein Wahnsinn. Hatzenbach runter wird der Nebel zum GlĂĽck schon weniger, aber es ist feucht, wir sind mit Intermediates unterwegs...alles kein Problem! Der Grip des Porsche mit dem riesengroĂźen HeckflĂĽgel ist phänomenal. Ich bekomme durch den Luftschlauch so viel kalte Luft ans Bein, dass ich versuche ihn etwas von mir weg zu lenken, als Dören während der Fahrt (kann nur ahnen wie schnell wir sind, denn es gibt nur einen grossen Drehzahlmesser und keinen Tacho) mir den Schlauch korrigiert – ich denke nur, er sollte lieber nach vorne schauen...! Mir wird klar, das ist ein alter Fuchs, der hat ja schon unzählige Male diesen Wahnsinn, diese „grĂĽne Hölle“ durchfahren, hat viele 24 h Rennen in Le Mans (z.B. im Kremer Porsche 935), oder Daytona gefahren, der weiss schon, was er macht. Ăśberhaupt, wie er die Gänge einlegt, mit einer Leichtigkeit diesen Rennwagen beherrscht, wie auf Schienen fahrend die Linien findet – unglaublich! Ich denke oft, das reicht jetzt nicht, der muss doch bremsen, aber er bremst manchmal gar nicht, sondern beschleunigt noch, springt links und rechts ĂĽber die Kerbs, passiert dabei den einen, oder anderen Rennwagen (mir wird wieder schlagartig bewusst, wir sind ja im freien Training!!!) – alles in einem Tempo, das nicht nachvollziehbar ist – das Auto stand ja oft auf dem Treppchen und ist quasi ein Sieger-Auto. Nach ca. 5 Kilometern fange ich an es zu geniessen! Edgar Dören tätschelt wieder mein Knie – ich bringe gerade kurz den Daumen nach oben – es geht unverändert schnell und hart weiter durch dieses grandiose Kurvengeschlängel. Hin und wieder sagt er mir - nein es schreit fast, denn das Auto schreit ja auch – hier war der Lauda-Crash und solche Sachen. Ich bin begeistert von ihm, seiner Art mit dem Auto zu „spielen“ und dabei noch mit mir zu kommunizieren. Michael hat mir vorm einsteigen erzählt, Dören wäre gerade mit ihm eine 9:15er Zeit gefahren (die Pole der Viper, die ich aber nicht auf der Strecke „treffe“, war im Sommer 8:50 – also sooo langsam sind wir heute trotz Nebels und Beifahrer gar nicht!)  Ich weiss, dass ich nachts von dieser Fahrt träumen werde – es kommt auch so! Beim anbremsen mancher Kurve, tänzelt das Heck hin und her – ich dachte immer ich wĂĽrde das nicht aushalten, aber neben Dören und diesem tollen Auto macht das Spass! Es ist aber auch die Souveränität dieses Rennfahrers, die mir diese Sicherheit gibt! Neben der Strecke sieht man gestrandete und in Böschungen und Leitplanken eingeschlagene Rennwagen. Nach dem zweiten Einschlag (Dören weicht auch so manchem Dreck auf der Piste so aus, als hätte ihn ein Navigationssystem vorher davor gewarnt) sagt er „Heidewitzka“ schon wieder einer... *lol als ich die Autos sehe, merke, dass die teilweise 180 PS WENIGER als wir haben und trotzdem abflogen, wird mir einen Moment anders, aber schon geniesse ich das „Kurvenfressen“ wieder! Zwischendurch ĂĽberholt uns Deutgen mit dem weissen BMW, aber wegfahren kann er uns nicht – Dören hat wohl der Ehrgeiz gepackt! Ich finde es klasse – der BMW macht uns irgendwie die Bahn frei – ich hoffe nur die Fahrer sehen auch den blauen Porsche dahinter! Es gibt so auch eine Situation, wo wir zu viert im Pulk einige Kurven durchfahren und ich mir vorkomme, wie im Rennen, wenn die Cockpit-Perspektive eingeschaltet ist – klasse!!! Einige Male schlägt mein Helm hart an das Fahrzeugdach – die Bodenwellen lassen grĂĽssen. Ăśberhaupt komme ich mir teilweise vor wie eine Marionette! So oft wie in diesem 9 Minuten habe ich ja noch nie genickt!  Man hat keine Chance bei diesem brachialen Bremsen Herr seines Kopfes zu sein...wow! Irgendwie geht alles viel zu schnell, auch die lange Gerade am Ende der Nordschleife (die mir im PKW immer so lang vorkommt) haben wir nach wenigen Sekunden passiert. Wir fahren noch mal die Kurz-Anbindung und dann zurĂĽck in die Box. Ich glaube ich habe schon nach wenigen Metern der Fahrt nur noch gegrinst und nicht mehr aufgehört! Das war richtig geil – ein Erlebnis – besser, als ich es mir vorstellte – ein Traum! Schade, dass die Sonne nicht schien und ich besser sehen konnte, was als nächstes folgt! Ich wäre im Schneckentempo da lang gefahren, aber ein Dören kennt eben jeden Meter der Piste!Edgar Dören - Vielen Dank fĂĽr dieses einmalige Erlebnis und ich komme gerne wieder nächstes Jahr!!! Lasst Euch gesagt sein, wenn Ihr glaubt, ihr könnt Auto fahren, vergesst es! Setzt Euch zu einem Profi in den Rennwagen, lasst Euch die Nordschleife im Renn-Speed zeigen und ihr lästert nie wieder ĂĽber einen Mazzacane, Marques oder sonst einen Rennfahrer!   Uwe Janssen                                 P.S. Kann nur jedem Renn-Freak unter Euch raten, das mal erlebt zu haben!

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